Psalms 71

Text: Psalm 71,1-24 Der 71. Psalm hat keine Überschrift von seinem Verfasser, vermutlich aber hat ihn auch David gemacht, und zwar bei hereinbrechendem Alter, etwa unter den Unruhen Absaloms, oder nachdem dieselben überstanden waren, und David nun seine bisherigen Erfahrungen in den Wegen GOttes zu einem bleibenden Denkmal aufrichten, und zugleich bezeugen wollte, mit was er sein Leben weiter zuzubringen und zu beschließen gedächte. Die Einteilung des Psalmen kann man nach folgenden merklichen Absätzen machen: Im Eingang bezeugt David sein gutes gegründetes Vertrauen zu GOtt, und bittet, daß ihn GOtt darin nicht wolle zu Schanden werden lassen, sondern vielmehr auch sein ferneres Gebet in Gnaden annehmen und gewähren wolle! V.3. Von da an nimmt nun David im Gebet selbst einen Anlauf nach dem andern, V.4. Mein GOtt, V.12. GOtt, sei nicht ferne, V.17, GOtt, Du hast mich usw, und so trägt er dem lieben GOtt Alles vor, was ihm wegen seiner Feinde, wegen seines hereinbrechenden Alters, wegen seiner noch weiteren Brauchbarkeit im Reich GOttes, auf dem Herzen lag, V.4-21. Zuletzt kommt ein fröhliches Gelübde, was diese gesamten Gnaden=Erweisungen GOttes in dem Herzen Davids für ein beständiges Lob GOttes veranlassen, und auch einen fröhlichen Ruhm in seinem Munde unterhalten sollen, V.22-24. O, was tut uns unsere Vergeßlichkeit für Schaden, wie manche Nahrung des Glaubens schneiden wir uns selbst ab, dadurch, daß wir die Lehre und Erweisung GOttes an uns von Jugend an nicht fleißiger in uns erneuern. Wie vielen Vorteil zieht der Unglaube daraus, daß wir das Wunderbare an unserer Führung: wie GOttes Kraft unter der Schwachheit zum Zweck gekommen ist, wie Er auch den Fall zu lauter Kuren gemacht, wie Er dem Schaden von vielen jugendlichen Übereilungen vorgebogen hat, wie Er uns ohne all unser Denken immer auf das geleitet hat, worin wir seinem Willen dienen sollen zu unserer Zeit, und dergleichen; daß wir, sage ich, dies Wunderbare mit der Entscheidung, so GOtt darin gegeben hat, nicht fleißiger unsern Herzen vorhalten, damit wir uns auch in dem, was wirklich unter Handen ist, doch eher in Geduld fassen, und im Warten auf GOttes abermaliges Wohlmachen erhalten könnten. Was ist es einem hingegen für ein Vorteil, wenn er sich immer wieder auf seinen Klein=Kinder=Glauben zurückziehen, und sich an die Hand GOttes hin hängen kann, die ihn aus Mutterleibe gezogen, und deren Züge und Leitungen ihm nie fremd geworden sind. David hat zu anderer Zeit auch gebetet: HErr gedenke nicht der Sünde meiner Jugend. Und doch wendet er sich nun an GOtt, als an den ihm von Jugend auf wohlbekannten GOtt, daß also doch in seinem Herzen eine Einfalt auf GOtt, ein Grund des Vertrauens in der Liebe geblieben ist; wie denn auch das au seinem nachmaligen Bezeugen so köstlich vor GOtt gewesen ist, daß er in seiner Zuflucht zu der rettenden Gerechtigkeit GOttes, in seinem Eindringen in die Barmherzigkeit GOttes sich immer so geraden Herzens bewiesen hat, daher ließ er sich dann auch die viele und große Angst, die empfindlichen Demütigungen, die erst noch in seinem Alter über ihn kamen, nicht scheu, noch an der Vergebungs Gnade zweifelhaft machen. Damit gewinnen uns leiblichen Vätern, die wir doch arg sind, unsere Kinder unsere Herzen gleich wieder ab, daß wir nicht Zorn gegen sie behalten. Und so gewinnt man auch das Herz GOttes des himmlischen Vaters, und die gnädige Leitung seiner Augen am besten, wenn man sich seine Züchtigungen nicht Scheu oder argdenklich machen läßt, sondern von Ihm bei allem Gericht über die Sünde, doch lauter Rettung für uns arme Sünder erwartet.
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